The Hanging Stars: On A Golden Shore

The Hanging Stars Pressefoto

Die Band spricht selbst stolz von „Cosmic Country from London Town“. Und tatsächlich ist den Briten The Hanging Stars erneut ein perfektes Americana-Album geglückt.

von Werner Herpell

Man kommt gar nicht drumherum, für die Beschreibung des Briten-Quintetts The Hanging Stars ins Americana-Regal zu greifen. Denn diese Musik klingt so grandios ur-amerikanisch, dass man die Insel-Herkunft kaum glauben mag. Die Band beschreibt ihre Songs auf der eigenen Bandcamp-Seite stolz als „Cosmic Country from London Town“. Nennen wir The Hanging Stars also die authentischste englische Ami-Folkrock-Truppe – zusammen mit den kürzlich hier ebenfalls vorgestellten Brown Horse.

Westcoast-Feelings und perfekte Harmonien

The Hanging Stars On A Golden Shore Cover Loose Music

Der Albumtitel „On A Golden Shore“ ruft bereits selige

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Westcoast-Psychedelia-Feelings wach, und so klingt die fünfte Platte von Frontmann Richard Olson und seinen vier Mitstreitern denn auch tatsächlich sehr oft nach The Byrds, manchmal nach Big Star, The Jayhawks oder Crosby Stills & Nash, gelegentlich nach Jackson Browne und Tom Petty. Dennoch wirkt diese Mixtur aus prächtigen Piano- und Gitarren-Klängen (viel Pedal-Steel von Joe Harvey-Whyte!), sonorem Bass/Drums-Fundament, perfekten Harmony-Vocals und sonnigen Melodien nie aufdringlich epigonal oder abgeschmackt, sondern ist von so großer Hingabe zu den Sixties/Seventies-Highlights des Country- und Folkrock durchdrungen, dass man die Hanging Stars dafür nur lieben kann. Wenn es in diesem Jahr ein Album gibt, das mit Macht den Winter verabschiedet und den Frühling einläutet, dann ist es „On A Golden Shore“.

Das langjährige Band-Label Loose Music zieht zum Vergleich (ja, man kommt wirklich nicht ohne aus) „Goats Head Soup“ von den Rolling Stones und „Bright Yellow, Bright Orange“ von The Go-Betweens heran – als „Sammlungen disparater Songs, deren Bindeglied der Organismus ist, der sie hervorgebracht hat“. Kann man so sehen, vor allem die Verbindung zu den besonders warmen, harmonischen Go-Betweens-Liedern des späten Grant McLennan (1958-2006) leuchtet ein.

Aufnahmen an Schottlands Küste

Wie beim auch schon herausragenden Vorgänger „Hollow Heart“ (2022) fanden die Aufnahmen hauptsächlich in Helmsdale an der schottischen Nordostküste statt, in den Clashnarrow Studios von Edwyn Collins (früher Orange Juice), wie davor produzierte Sean Read. „Aber vier der fünf Bandmitglieder – Sänger und Gitarrist Richard Olson, Schlagzeuger Paulie Cobra, Patrick Ralla an Gitarre und Keyboards sowie der neue Bassist Paul Milne – reisten mit wenig Instrumenten und einem mehr oder weniger unvollständigen Set an Songs an“, berichtet das Label sehr anschaulich. „Als sie ankamen, hatten sie nur wenige Parts und wenige Anhaltspunkte, abgesehen von dem Bestreben, so etwas wie ein balearisches Country-Album zu machen. Die Songs kamen wie aus dem Nichts, purzelten dicht an dicht, vor allem von Richard; sie begannen sich fast plötzlich zu formieren, verlangten aber beharrlich danach, ein Album zu werden.“

Bei der „Americana Awards“-Show waren The Hanging Stars mit den Waterboys und Robert Plant aufgetreten, auch Jack White gehört zu den Bewunderern – sichtbare Zeichen, dass Olson & Co. die einengende Nische eines „britischen Countryrock“ inzwischen verlassen haben. Zwar sind die Lyrics teilweise eher bittersüßer bis trauriger Natur, doch klingen Songs wie der Opener „Let Me Dream Of You“, „Sweet Light“ (laut Loose „ursprünglich als Lou-Reed-Song aus den 80er Jahren mit der Stimme von Robert Forster konzipiert“), „Happiness Is A Bird“, „Golden Shore“ oder das von herrlichen Bläsern verzierte „Heart in A Box“ dermaßen optimistisch und aufmunternd, dass man wohl von einer Text/Musik-Schere sprechen darf.

The Hanging Stars und ein „Wow!“-Gefühl

Gitarrist/Pianist Patrick Ralla sagt über „On A Golden Shore“: „Diese Platte ist so schnell entstanden, so schnell, es fühlt sich an, als ob sie zusammenfiel, und wir haben sie einfach gemischt. Es ist eine großartige Art, Dinge zu tun, aber ich hatte noch nicht wirklich Zeit, damit zu leben. Es gibt noch viel zu erforschen und zu enthüllen. Bei einigen der Songs denke ich nur: Wow! Was haben wir da gemacht?.“ Auch für uns Hörer lohnt es sich nun, dieses kleine Wunderwerk von britischer Americana erstmal sacken zu lassen – und es dann noch über viele hellere Monate zu genießen.

Das Album „On A Golden Shore“ von The Hanging Stars erscheint am 08.03.2024 bei Loose Music/Believe. (Beitragsbild: Pressefoto)

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